Kuba Teil 7: Baracoa

Es tut mir echt Leid, der letzte Teil liegt ja schon wieder lang zurück. Wie die Zeit doch verfliegt.
Nun dafür gibt es jetzt doch wieder einen etwas längeren Teil über unseren Aufenthalt in Baracoa. Wie immer mit einem kleinen Schmunzeln.



Wir erreichen Baracoa und wissen noch nicht so recht, was wir von der Stadt halten sollen. Unsere erste Sorge bereitet uns erst einmal unsere Unterkunft zu finden. Durch einen Bekannten, der wiederum Leute hier in Baracoa kennt, die gerade im Aufbau einer Casa sind, haben wir die nächsten Tage eine Schlafstätte. Problematisch ist jedoch, dass wir keine Adresse und nur eine vage Wegbeschreibung haben, die wirklich wenig hilft und uns eher vor Ort verwirrt. Um nicht wild durch die Gegend zu kurven, entscheiden wir uns an einer markanten Stelle zu parken und von dort  die Hausherren anzurufen. Natürlich werden wir auch gleich von einem Schlepper angesprochen, der uns in unserem neuen knallroten Peugeot und unsere Hilflosigkeit natürlich sofort erkennt. Wir versuchen ihm verständlich zu machen, dass wir eine Casa haben und ihn nicht benötigen, aber so leicht lässt er sich nicht abschütteln. Er wird richtig lästig. Und nach mehrmaligen Versuchen erreichen wir auch Ruben und man erklärt uns, wie wir die Casa finden. Also wenden wir und müssen ein Stückchen wieder zurück. Es ist dann der erste Abzweig hinter der Brücke nach links und in der Straße das gelbe Haus. Aha. Wird sich wohl finden lassen. Schön wäre noch der Hinweis gewesen, dass man nach dem Abbiegen vorsichtig sein sollte. Nicht wegen Kutschen und nicht wegen möglichen Fahrradfahrern, sondern wegen der zum Teil abgebrochenen Straße, die einen erschreckenden Absatz aufweist, bei dem wir uns den Unterboden unseres Autos komplett ruiniert hätten. Glücklicherweise können wir rechtzeitig vorher bremsen und auf der noch heilen Straßenseite am Loch vorbeischieben. Unweit dahinter liegt unsere Casa für die nächsten 2-3 Nächte. Wir haben uns noch nicht entschieden, wie lange wir bleiben wollen. Wir werden freudig und freundlich empfangen und werden angewiesen unser Auto so zu parken, dass der Herr im unteren Teil des Hauses einen Blick darauf werfen kann. Hier wird hauptsächlich Deutsch gesprochen. Für uns eine Erleichterung. Unsere Gastfamilie hat ehemals in Deutschland gelebt und ihre Kinder haben auch deutsche Namen (Hans und Katrin) und ebenfalls besitzen sie einen deutschen Schäferhund namens Kaiser (auch liebevoll als Schläferhund bezeichnet). Es ist eine Masse an Tier und wirklich einschüchternd. Die Casa ist, wie bereits gesagt, noch im Bau. Alles ist neu und sehr geschmackvoll eingerichtet. Es gibt 3 Schlafzimmer mit kleinem Badezimmer, eine offene Küche mit großem Essbereich, welcher gleichzeitig gemeinsamer Aufenthaltsbereich ist. Nach hinten raus gibt es eine Dachterrasse mit Hängematten. Hier kann man es sich wirklich gut gehen lassen. Ein großer Baum schützt vor der heißen und brennenden Sonne. Auffällig sind die riesigen Früchte, die wir bisher noch nirgendwo gesehen haben. Alba erzählt uns, dass es diesen Baum nur in der Region Baracoa gibt und die Früchte wie Kartoffeln schmecken. In den nächsten Tagen würde sie für uns Kochen und diese Früchte zubereiten. Heute Abend wird uns aber erstmal empfohlen am Malecón in ein Restaurant zu gehen und uns zu entspannen bei Essen und Cocktails. Da es nicht wahnsinnig weit ist, laufen wir zu Fuß zurück in die Stadt, entlang des Malecón und finden das besagte Restaurant. Wie passend ist gerade auch Happy Hour und man bekommt 2 Cocktails (es müssen leider die gleichen sein) zum Preis von einem. Wir sitzen auf der Dachterrasse mit dem Blick zum Meer. Kurz nachdem wir bereits bestellt haben, kommen weitere Gäste. Ebenfalls Touristen, nur lauter und irgendwie sehr auffällig. Ich beobachte etwas die Leute, die auf der Straße entlang laufen und auf der Kaimauer sitzen. Jemand kommt auf dem Fahrrad und unwissend, wer dies ist ignorier ich seine Versuche der Kontaktaufnahmen. Wer würde schon damit rechnen, an einem unbekannten Ort von einer unbekannten Person, die einen aber anscheinend zu kennen meint und mit Spitznamen angesprochen zu werden. Wie sich später aber rausstellt, ist es der Bruder von Ruben, dem die Casa ebenfalls gehört und von uns wissen wollte, wie unsere Pläne sind und wann man uns ca. zurückerwarten könne. Nur damit sich unsere Gastfamilie keine Sorgen macht. Sie machen sich mehr um unsere Sicherheit Sorgen als ich selbst. Irgendwie lauf ich in dieser Stadt total naiv und ganz unbefangen herum, auch in der Dunkelheit durch Viertel, die nicht wirklich Sicherheit ausstrahlen und im Dunkeln eher wie Teile aus der Geisterbahn erinnern. Normalerweise bin ich doch die vorsichtigere, aber hier rede ich mir so stark ein, dass sie von den wenigen Touristen leben und dementsprechend nicht wollen, dass ihnen hier was passiert, weil das ja ein schlechtes Licht auf die Stadt wirft, dass mir das ein gutes Gefühl gibt. Und nein, es ist auch wirklich nichts passiert. Man sollte dennoch nicht so naiv durch eine unbekannte Stadt und einem eher unbequemen Viertel durch die Dunkelheit stolzieren.



Blick vom Castillo

Einen ungefähren Plan gibt es auch für die Region Baracoa. Mich interessiert unheimlich der Nationalpark Humboldt etwas nördlich der Stadt. Darin kann man geführte Wanderungen unternehmen und eine Artenvielfalt entdecken, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. In der Bucht, welche dem Park vorgelagert ist, kann man darüber hinaus auch Bootstouren machen. Angeblich lebt dort noch eine Gruppe von Seekühen. Man hat ja nicht oft die Chance so nahe an einem Gebiet zu sein, wo sich diese seltene Spezies noch aufhält. Da greift man also nach jedem so feinem Strohhalm.


Fußgängerzone
Am nächsten Tag können wir uns erstmal die Stadt etwas näher anschauen und sind noch nicht wirklich beeindruckt. Unser Reiseführer beschrieb „das östliche Ende Cubas ist typisch karibisch: Strände Palmen und Lebensfreude.“ An der Architektur lässt sich schon hier und da eine andere Kultur ablesen, als es in anderen Städten wie Havanna oder Trinidad der Fall war. Sehr viel davon ist jedoch auch ruinös und hat dringenden Sanierungsbedarf. Die Fußgängerzone ist jedoch hübsch zu Recht gemacht und die Häuser in einem guten Zustand. Wir laufen die Straßen zum Strand hinunter und müssen leider mit Bedauern feststellen, dass dieser komplett verwahrlost ist. Hier möchte man nicht mal mit Badeschuhen rein. Potential wäre eigentlich da. Und einen schönen Ausblick auf den Tafelberg El Yunque, der für die Region so bekannt ist, gibt es auch. Es ist wirklich Schade. Unser Fazit ist momentan jedenfalls, dass keines der besagten Dinge gerade hier zu finden sei. Neben unserer lieben Gastfamilie, war bisher nämlich nur der Schlepper sehr „lebensfreudig“ gewesen.




Strand in Baracoa mit Aussicht auf den Tafelberg El Yunque

Am Nachmittag brechen wir mit dem Sohn unserer Gastfamilie und dem Onkel Ramon Richtung Süden auf. Im Kofferraum haben wir ein größeres Schlauchboot verstaut. Es hieß, dass wir damit auf einem der Flüsse einen Ausflug machen würden. Auf unserer Fahrt durchqueren wir den Paso de los Alemanes. Laut der Geschichte lebten hier im 19. Jh. deutsche Auswanderer, die von den kubanischen Bauern Wegezoll für die Durchfahrt genommen haben, wodurch die Deutschen auf der Beliebtheitsskala sanken wie die Titanic. In unmittelbarer Umgebung befindet sich das Baumwunder der Doppelpalme - zwei Palmen, die aus einem Stamm wachsen. So was sieht man nun wirklich nicht alle Tage. Hier setzen wir also ein kleines Victory Zeichen in unseren Erinnerungen. Auch wenn es an dieser Stelle wirklich etwas Ironisches an sich hat. Weiter geht es. Wir werden gründlich über die Gegend aufgeklärt. Auf Spanisch versteht sich, oder halt eben auch nicht. Dafür ist Hans dabei. Er versucht, so gut es geht, die Erzählungen seines Onkels zu übersetzen und die Vokabellücken werden mit wilden Gestiken und anderen Lauten überbrückt. Immer wieder wird uns über den tollen Fluss Yumuri und dem Wasserfall erzählt, die Ortschaft Maisi und wie so alles seinen Namen erhalten hat. Wenn ich es recht in Erinnerung behalten habe, haben sich beim Wasserfall die jungen Männer aus Liebeskummer wie die Lemminge runtergestürzt und dabei Yumuri gerufen. Wir haben den Eindruck, dass wir noch ganz viel sehen werden und wacker quälen wir dafür auch unser Auto eine sehr unübersichtliche Bergstraße hoch. Oben stellen wir dann fest, dass dies das Ende unserer Reise ist. Dort lebt eine Familie in sehr sehr ärmlichen Verhältnissen und versucht über ihren kleinen Souvenirladen das nötigste Geld zu verdienen. Von ihrem Anwesen hat man einen kleinen Ausblick auf den Rio Yumuri, der mir natürlich für die Bootsfahrt sehr geeignet erscheint. Und nein leider wäre es dafür zu spät, aber wir können uns ja noch die bunten Schnecken auf dem Baum anschauen. Die gäbe es nur noch hier, denn durch den Menschen, wie sollte es auch anders sein, wurde die Schnirkelschnecke fast komplett ausgerottet. Ich interessiere mich ja schon für Tier, auch für seltene Tiere, aber für Schnecken habe ich nicht so wirklich einen Sinn. Ich finde es schön, dass man sie hier in Ruhe machen lässt und für die Familie einen kleinen Touristenanziehungspunkt bieten, aber ansonsten habe ich wenig Verwendung dafür. Ich kann es nicht mal verstehen, dass Menschen die Häuser der Schnecken so unbedingt als Schmuck verarbeiten und tragen wollen. Nun gut, es gibt ja auch in Europa Menschen die Schnecken essen. Die Kinder bitten uns nach Stiften für die Schule, die Mutter nach Kleidung für die Kinder und vielleicht FlipFlops für sich selbst, wenn wir welche hätten. Und so was brauchte sie auch wirklich dringend, da ihre eigenen bereits in 3 Teile gebrochen und wieder grob zusammen geflickt waren. Da wir nun nichts dabei haben, machen wir den Deal Sachen in unserer Unterkunft bereitzustellen, die man dann abholen könnte. Im Gegenzug erhielten wir unsere geliebten Kolibris aus Holz.


das Deutsche Tor



Mit einem Aufenthalt am unteren Ende des Berges, dort wo man mit dem Schlauchboot hätte ins Wasser setzen können, halten wir noch kurz für ein paar Fotos. Auf der Rücktour legen wir einen weiteren Stopp ein an dem Strand Playa Manglito. Das Wetter ist allerdings nicht mehr so toll, so dass wir nicht mehr ins Wasser springen. Unser Hauptanliegen hier ist eher darin begründet das Ramon hier Freunde hat und unser Abendessen (Langusten) hier besorgt. Und natürlich die Zeit auch nutzt, mit seinen Freunden zu quatschen, denn momentan hat er ja sein persönliches Taxi ;).

Playa Manglito

Den letzten Halt auf unserer Tagestour machen wir bei einer Kakaoverkäuferin. Meine Mutter würde sich zu gern solche Kakaokugeln kaufen und unser Guide weiß natürlich, wo wir das am Günstigsten machen können und gleichzeitig die Leute auch unterstützen (In Baracoa, der Kakaostadt, gibt es eine Kakaofabrik). So führt er uns in ein kleines Gebäude am Straßenrand, was dicht in Pflanzen eingewuchert ist und ein wenig etwas Zauberhaftes an sich hat. In der Küche wird aus der Kakaofrucht alles Mögliche produziert, was sich verkaufen lässt – Schokolade natürlich, die faustgroßen Kakaokugeln, Kakaobutter in Form von „Creme“ etc. Die zierliche Frau erklärt uns die Produktionsprozesse und kosten dürfen wir ebenfalls von den unterschiedlichen Stadien – von der rohen Frucht über die gerösteten Kakaobohnen. Damit zufrieden können wir also nach Hause. 
Zu Hause bekocht uns der Onkel. Eigentlich ist er wohl Fischer, jedenfalls kennt er ziemlich viele Fischer und kommt dadurch an frischen Fisch und Meerestiere. In die Pfanne kommen heute Langusten und es gibt natürlich, wie versprochen, die besagten „Kartoffeln“ dazu. Und wow. Es schmeckt sehr köstlich. Kochen kann der Mann.
frische Langusten

Casa familia ;)

Am nächsten Tag geht es zum Nationalpark Alejandro de Humboldt. Der Weg dorthin ist mal wieder sehr abenteuerlich. Es ist fast hauptsächlich Schotterpiste, die es zu bezwingen gibt. Auf dem Hinweg halten wir kurz damit unser privater Guide unser Abendessen bei seinen Freunden bestellen kann. Wir müssen uns diesmal viel selbst zusammenreimen, da unser Dolmetscher in der Schule ist. Am Park treffen wir auf ein deutsches Pärchen, das uns gleich bitten, doch die Bootstour am Anfang zu machen. Da es sich sonst für den Guide nicht lohnen würde. Da wir das ja eh machen wollten, willigen wir ein und Ramon schleppt die Kühlboxen zum Ruderboot runter. Zu sechst im Boot macht sich der junge Mann an die Ruder und rudert uns quer durch die Lagune. Er spricht sehr gut Englisch und erklärt uns viel zum Park, zu den Arbeiten Humboldt hier und zu den verschiedenen Tierarten, die hier leben. Die Seekühe lassen sich leider nicht blicken. Unser Rudermeister muss echt durchtrainiert sein. Im Boot sitzen nämlich 4 Personen kräftiger Statue plus meinereiner. Ich bin schon etwas beeindruckt, wie der das so schafft uns auch an ganz bestimmte Ziele anzusteuern und dann das Boot auch noch recht still zu halten, damit wir abwechselt schauen können, was er uns so interessanten in den Mangroven und Bäumen zeigt. Unter anderem zeigt er uns ein Nest mit Kolibriküken. Die sind ja so winzig wie dicke Regenwürmer.

Besucherinformationszentrum zum Nationalpark Alejandro de Humboldt



Kolibrinest mit Küken

Aussicht auf den Nationalpark

Das Besucherzentrum ist renoviert und zum Teil aus Naturmaterialien neugebaut. Auch wenn wir die Seekühe nicht gesehen haben, würde ich den Park weiterempfehlen.

Da die Wolken sich immer dunkler zusammenbrauen, lassen wir die Wanderung durch den Rest des Parks sein und machen uns so halb auf dem Heimweg. Natürlich halten wir noch mehrmals. Einmal bei der familia (hier werden auch Freunde zur Familie gezählt) – ein etwas älteres sehr freundliches Ehepaar, dass nahe an der Küste ein bemerkenswertes Grundstück hat. Ich finde es wirklich herrlich hier. Geplant war, dass mich Ramon noch zum Schnorcheln nimmt, sein Kumpel ist jedoch nicht da und da der Einstieg ins Wasser nicht gerade ungefährlich ist, lassen wir es sein. Als Entschädigung und Zwischenmahlzeit bekommen wir ganz frische Mangos. Da die Gewitterwolken eher langsam voranziehen, können wir unsere Mangos in Ruhe auf der Veranda genießen. Danach fahren wir noch an einen Strand ran. Dort gibt es weitere Touristen, aber es ist trotzdem schön hier und wenn die Gewitterwolken sich nicht so bedrohlich heranschleichen würden, dann wäre dieser Strand der perfekte Karibiktraum. Weißer Sand, türkisblaues Wasser und Strandwein unter dem man vor der Sonne geschützt ist. Ein Restaurant und Strandbar runden das Ganze ab. Leider habe ich keinen Namen des Strandes, aber wenn man bei googlemaps entlang der Küste nördlich Baracoas entlang geht und dann Bahia de Cayoguaneque findet, dort waren in etwa waren wir. Der Weg ab von der Hauptstraße ist furchtbar und wer sich nicht traut, auch seitwärts in der Vertikalen zu fahren, der sollte sein Auto abstellen und vielleicht die 100m laufen. Danach holen wir unser Abendessen bei den Freunden ab, so dass Ramon uns wieder ein herrliches Abendessen zaubern kann.



Durch den Umstand, dass wir nun wissen, dass die Straße Richtung Moa so schlecht ist, müssen wir unsere Planung etwas abändern. Eigentlich wollten wir von Baracoa aus zur Insel Cayo Saetia. Bei diesen Straßenverhältnissen und mit dem Wunsch unser Auto nicht zu zerstören, würden wir ewig brauchen. Daher beschließen wir Cayo Saetia wegzulassen und gleich Richtung Cayo Guillermo zu fahren. Auch hier ist uns klar, dass wir es definitiv nicht an einem Tag schaffen würden, da wir ja die gleiche Fahrt vor uns hatten wie schon zuvor. Damit ende ich diesen doch etwas länger geratenen Post.



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