Kuba Teil 4: Südküste Zentralkubas & El Nicho

Der nächste Teil unserer Reise geht nach Zentralkuba. Genauer Trinidad. Unser Weg führt uns über Havanna Richtung Schweinebucht. Auf der langen Strecke versuchen wir natürlich hauptsächlich auf der Autobahn zu bleiben. Die Fahrt durch Havanna ist schon etwas abenteuerlich. Trotz Kartenmaterial und der Versuch den Straßenschildern zu folgen, verfahren wir uns. Im Übrigen bin ich dann doch froh so ein „modernes“ Auto zu fahren. An einer Kreuzung klopft ein Kubaner ans Autofenster und möchte mitgenommen werden, weil er dringend (angeblich) zu dem Baseballspiel seines Sohnes möchte und wir ja wohl auch auf die Naticonal fahren würden. Problem ist: Wir wissen ja selbst nicht so genau wo wir langfahren und wo wir überhaupt in Havanna sind. Er versucht dann trotz Absage unsererseits hinten einzusteigen. Unser Peugeot macht ihm ein Strich durch die Rechnung, denn er hält uns eingeschlossen. Glück gehabt. Da wird einem erstmal bewusst, dass es doch ganz praktisch ist, wenn das Auto die Insassen einschließt, man hätte ja sonst auch an Kreuzungen unsere Sachen stehlen können. Es wird Grün und wir lassen den verdutzten Kubaner an der Bushaltestelle zurück.

Estadio Panamericano, Havana

Statt allerdings auf der Autobahn Richtung Cienfuegos zu fahren, verpassen wir unsere Auffahrt und landen erst mal am Estadio Panamericano einem wohl verlassenen Stadion, was mich doch eher an ein gestrandetes UFO erinnert. Unser Problem war, dass es einen Stadtteil Reparto Camilo Cienfuegos gibt und somit sind wir einfach den falschen Schildern hinterher.
Auf der Autobahn sollte man auf alles gefasst sein, denn falls doch der Bus kommt, dann springen plötzlich Kubaner aus ihren schattigen Plätzen und rennen wild über die Autobahn ohne darauf zu achten, ob ein Auto kommt.


Uns ist bewusst, dass wir unsere Reise nach Trinidad über 2 Tage strecken. Nicht allein wegen der Länge, sondern weil auf dem Weg noch die Schweinebucht und El Nicho (dafür sollte man genug Zeit einplanen) liegen. Wir wurden aber auch vor den Landkrabben gewarnt, die zum Ableichen in Massenwanderung über die Straßen laufen. Überfahren sollte man diese nicht unbedingt, da ihre scharfen Scheren und die Panzer ganz locker die Autoreifen durchstechen. Als wir entlang der Schweinbucht fahren, sehen wir keine einzige Krabbe mehr. Die Schweinbucht ist größer als erwartet allerdings nicht so interessant, jedenfalls auf den ersten Blick.
 
Casa
Playa Girón ist leider noch schlimmer. Es gibt eigentlich nichts dort und davon ganz viel. Und auch der Strand dort: „heute habe ich kein Bild für dich“, im Wasser steinig und der Strand ziemlich dreckig (Abfälle). Es ist übrigens die erst Nacht ohne vorgebuchte Casa. Wir verlassen uns auf die Empfehlung anderer Reisenden. Aber wer sich auf jemanden verlässt, ist verlassen. Denn die Beschreibung der Mädels, die sich überall hin chauffieren lassen, ist so genau wie der kubanische Busfahrplan. Die Casa ist wirklich nett gemacht und noch ganz neu. Die junge Familie ist freundlich und spricht auch gut Englisch.


unsere Route von Playa Girón, nach El Nicho und La Boca



Eingang zum Trail: El Reino de las Aguas, El Nicho


Am nächsten Tag brechen wir zum Nationalpark Gran Parque Natural Topes de Collantes, in dem El Nicho und unsere Wanderung liegt, auf. Die Straßenverhältnisse sind besser als erwartet und wir kommen bei der Berg- und Talfahrt ganz gut voran. Zwischendurch zweifeln wir etwas, ob wir auf dem richtigen Weg sind, da es keine Hinweise auf die Touristenattraktion gibt und die Beschreibung aus dem Reiseführer mehr als verwirrend ist, aber dann erreichen wir den Park. 10CUC empfinden wir zwar als reichlich teuer, aber die Wasserfälle mit ihren natürlichen Poolanlagen entschädigen. El Nicho liegt in der Sierra del Escambray, einem wundervollen Stück Landschaft in Kuba. Das Wasser kommt aus dem Rio Hanabanilla. Meine Befürchtung einer von Touristen überfüllten Anlage wird nur zum Teil bestätigt. Obwohl es viele hierher treibt, verteilt sich die Masse doch noch ganz gut und wir scheinen auch einen guten Zeitpunkt erwischt zu haben. Der erste Pool, den wir auf unserer Wanderung erreichen, ist türkisblau und milchig klar.


Den Temperaturunterschied muss man erst mal überwinden. Es ist weniger rutschig als in Soroa und man kann tatsächlich schwimmen. Wenn man sich jetzt noch die Menschen wegdenkt, könnt man meinen, man sei im Paradies. Völlig zerstört wird dieses Bild aber durch die vielen Mücken, die sich sofort auf einen stürzen, sobald man das kühle Nass verlässt. Was suchen zum Teufel Mücken im Paradies? Sarkasmus der Natur. Wir wandern den Berg weiter hinauf und kommen an die ersten richtigen Wasserfälle. Auch in deren Pools kann man sich super erfrischen und wir sind für einen kleinen Moment ganz allein :). herrlich. Bevor wir zum oberen Wasserfall mit dem größten Pool abbiegen, laufen wir erst noch zur Aussichtplattform. Von dort hat man einen fantastischen Blick über den Rio Hanabanilla. Naja eigentlich sieht man nur Bäumen und den Einschnitt des Flusses in die bergige Landschaft. Vom Fluss selbst sieht man nichts. Trotzdem schön. Hier könnte man sogar noch weiterwandern, aber wir beschließen zum Wasserfall zurück zu gehen und dort noch zu verweilen und zu entspannen, bevor wir weiter nach Trinidad zu fahren. 

Naturpool unterhalb der hohen Wasserfälle

Aussicht auf den Rio Hanabanilla

Wegesystem



Der Naturpool ist ziemlich groß, der Wasserfall eher mickrig und als Kontrastprogramm zur schönen und ruhigen Natur ziemlich laut spanisch sprechende junge Leute. Als diese nach einer gefühlten Ewigkeit abhauen, sind wir endlich „angekommen“. Es ist wahnsinnig schön, wenn man die Ruhe dazu hat es in sich aufzunehmen.

Teichanlagen unterhalb des Parks

Am späten Nachmittag setzen wir unseren Weg fort, weil wir ja nicht in der Dunkelheit fahren wollen (und ja das kann durchaus gefährlich sein, wenn auch nicht für die Insassen im Auto). Aus Nettigkeit und eigener Blödheit entscheiden wir uns doch eine Mitfahrerin mitzunehmen. Sie wartet nämlich tatsächlich auf den Bus und würde dort, irgendwo im Nirgendwo, wo wir gerade waren, vermutlich versauern. Leider entpuppt sie sich als das nervigste Etwas, was die Welt zu bieten hat (bis auf Mücken). Mit ihrem Smartphone dröhnt sie uns die Ohren voll und an einer Kreuzung, an der wir nicht genau wissen wo lang, kreischt sie mit ihrer schrillen Stimme vom Rücksitz. In diesem Moment habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als Schleudersitze für die Rückbank. In Cumanayagua (ich schaff es auch nach dem 20. Versuch den Namen auszusprechen) steigt sie aus und unser Martyrium ist beendet. 
Panorama Sierra del Escambray

Das letzte Stück bis Trinidad schaffen wir problemlos und nach kurzer Suche finden wir auch den Weg nach La Boca. Die Ortschaft bietet wie Playa Girón nicht viel und davon eben auch nur sehr wenig. Unsere Unterkunft liegt aber etwas außerhalb – glücklicherweise. Es ist angenehm ruhig und auch wenn wir unsere Gastgeberin nicht verstehen, quatscht sie weiterhin unbeirrt auf uns ein. Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Fußmarsch. Es gibt hier keinen wirklichen Strand, aber zum ersten Mal kreuzen nun die berühmten Landkrabben (in allen Größen) unseren Weg. Nicht mehr in der Masse, aber erahnen kann man die Massenwanderung anhand der vielen Leichen trotzdem noch. Selbst bei unserer Unterkunft treffen wir auf sie. Unverwunderlich, da wir ja nur knapp 100m vom Wasser entfernt sind. Den einen Tag habe ich sie sogar auf dem Balken unterhalb der Dachtraufe entdeckt. Ich versteh bis heute nicht, wie sie darauf gekommen ist.

Das Zimmer ist modern und qualitätsvoll eingerichtet. Allerdings gibt es nur 1 Bett und keinen Kühlschrank. Wir schaffen das schon und wenn ich die Vermieterin richtig verstanden habe, hätten wir wohl auch den Kühlschrank in ihrer Küche benutzen können. Was jedoch besonders reizvoll ist, dass es Hängematten mit wundervoller Aussicht auf die Sierra del Escambray oder auch den blumigen Garten gibt. Die ganze Familie kümmert sich sehr sorgfältig um ihre Gäste, Haus und Garten. Diese Unterkunft habe ich auch über Airbnb vorgebucht. Diesmal mit dem Gedanken, dass wir nicht unbedingt in der Stadt übernachten, sondern wirklich ganz ruhig und die Hängematten haben natürlich auch so ihren Beitrag geleistet. Denn was gibt es besseres als eine Siesta in der Hängematte, wenn einem kühle Getränke gereicht werden?! :D 


Küstenabschnitt bei La Boca

Infos zu den verschiedenen Trails im Gran Parque Natural Topes de Collantes in dem El Nicho liegt findet ihr auch hier.


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