Spätsommer Teil 3: Wandern auf Sardinien

Einen vollen Tag habe ich für eine Wanderung eingeplant. Da die Freundin sich verständlicherweise erholen möchte, bleibt sie allein zurück in Villasimius.

Ich starte meinen Tag schon sehr früh. Natürlich in der Hoffnung auf dem Weg bzw. vor Ort schöne Sonnenaufgangsfotos machen zu können. Doch irgendwie zieht sich der Weg verdammt lang hin und ich bin auch eingeschüchtert mal richtig auf's Gas zu gehen. Ich glaube zwar, dass ich mich auf einer Autobahn befunden habe, aber ständig waren da 50er Schilder. Vielleicht hab ich es auch nicht so ganz gerafft. So früh morgens und ohne Kaffee im Blut. Den eigentlichen Sonnenaufgang habe ich leider irgendwo im Nirgendwo verpasst. Weder vom Fotomotiv sonderlich attraktiv noch war das Licht besonders schön.




Mein Ziel war Santa Maria Navaresse. Von dort wollte ich die Küste entlang wandern bis Pedra Longa falls nicht sogar bis Spiaggia di Fenile. Der erste Abschnitt sollte laut Maps knapp 6km lang sein und man sollte knapp 2 Stunden brauchen. Ich kenn die Umrechnung zu meiner Zeitzone nicht so ganz, weshalb ich mich bei so etwas immer sehr verschätze. Ich habe also meine Laufdauer auf 3 Stunden angesetzt (Fotografieren und Erkunden beanspruchen immer mehr Zeit als man selbst wahrnimmt)

Das Auto habe ich sicherheitshalber an der Hauptstraße abgestellt, denn der kleiner Parkplatz am Torro, wo ich noch ein paar Fotos mit Morgenlicht geschossen habe, machte keinen sonderlich guten und sicheren Eindruck mit all den Glassplittern (laut Reiseführer immer ein Zeichen für aufgebrochene Autos).
 Um zum Wanderausgangspunkt (wo es übrigens auch einen Parkplatz gibt) zu kommen, muss man quer durch die Stadt und den Straßen aufwärts folgen. An mehreren Stellen hat man einen super Ausblick auf die Stadt und ich kann sogar auf dem Dach eines Rohbaues oder Ruine oder was auch immer, ein kleines Frühstück einnehmen und den Ausblick genießen. Hinter mir überholt mich die erste Wandertruppe.

Blick auf die Wanderroute entlang des grünen Hügels



Ausblick auf die Stadt von der "Ruine" aus

Aussichtspunkt
Der Wanderausgangspunkt liegt neben einer Art Hotelanlage  hoch über der Stadt und ist mit einem Tor über dem eine Glocke hängt sehr klar definiert. Vor mir läuft die deutsche Wandertruppe aus ca. 10-12Personen. Nicht nur an der Sprache erkenntlich, vor allem auch an der vollen Ausrüstung an Wanderkleidung: Cappy, Wanderstöcke, tollen & teueren Wanderrucksack, Sonnenbrillen, Hikingboots, Karohemden etc. Ihr kennt das bestimmt :D Nichts wird dem Zufall überlassen und sie sehen aus, als wenn sie 3 Wochen in den Alpen verbringen wollen.
Ich nur meine Teva Sandalen, irgendeine kurze Hose und T-Shirt. Wenn man meinen Kamerarucksack nicht sieht, würde man wohl annehmen, ich suche den Strand.
Der Wanderweg ist schmal doch immer sehr gut zu laufen. Immer wieder erkenne ich kleine Trampelpfade, die runter zum Wasser führen. Mein Entdeckerinstinkt ist aktiviert und fleißig steige ich immer wieder ab und quäle mich wieder zum eigentlichen Wanderweg hoch. Manchmal hat es sich es sich gelohnt und manchmal eben auch nicht. Als Erinnerung reiße ich mir eine Schnittwunde am Oberschenkel zu als ich an irgendwelchen Büschen hängen bleibe. In diesen Momenten stelle ich mir die Frage,  ob das mit einer kurzen Wanderhose nicht passiert wäre!? Shit Happens und ein bisschen Desinfektionsmittel habe ich auch dabei - immerhin.

*EDIT: Ich bin übrigens nicht einfach querfeldein gelaufen, es gab immer mal wieder so kleine Trampelpfade hinunter zum Wasser.






Aus den 6km in 2h werden also ganz schnell 6km*n in 5h. Obwohl der eigentlich Wanderweg nicht sonderlich schwierig zu laufen ist und die Höhenunterschiede ganz gut zu meistern sind, bin ich durch meine Expeditionen zum Wasser völlig fertig. Kurz vor dem Restaurant am Petra Longa treffe ich noch auf ein paar Bergziegen. Wo in mir die Frage erwacht, was eigentlich aus der deutschen Wandertruppe geworden ist. Ich hab sie nicht nochmal angetroffen. Entweder sie haben sie sich wie die Lemminge eine Klippe runtergestürzt oder sind in einer der vielen Höhlen entlang der Küste eingestiegen, die man nur mit Guide findet, oder sie sind so wahnsinnig schnell den Wanderweg entlang gelaufen, dass sie für die Schönheit der Landschaft und den vielen kleinen Lebewesen auf dem Weg keinen Blick hatten. Wenn das letztere wahr sein sollte, weiß ich warum ich mich solche Wandertruppen nur ungern anschließe.



Am Restaurant hab ich mir erstmal Getränke und eine Kleinigkeit zu Essen gegönnt. Ja ich hatte so wenig Snacks dabei und ja auch zu wenig zu Trinken. Von dem Restaurant hat man eine wunderbare Aussicht auf die Küstenlandschaft, allerdings muss man 10% auf die Rechnung draufzahlen, wenn man sich an diese bestimmten Tische setzt. Das war es mir dann doch nicht wert. Denn schließlich würde ich ja eh noch runter und die Aussicht dort genießen.
Auf der Außenterasse des Restaurants, an diesem Ende mit Aufpreis für den Service

Unterhalb des Restaurant befindet sich eine Möglichkeit ins Wasser zu steigen. Es ist kein Strand und man sollte schon etwas trittsicher sein, um dort schwimmen zu gehen, aber es ist wirklich wahnsinnig schön. Überraschenderweise ist noch ganz schön Betrieb, was man an solcher Stelle nicht unbedingt vermuten würde. Um die 20Personen klingt erstmal nicht viel, aber wenn man bedenkt, dass man nur mit Boot, Auto oder  auf eben den Wanderweg dahin kommt und es eigentlich dort nichts gibt außer diesem Restaurant, wundert es mich halt. Es ist eben nicht Cala Luna etc. mit hellen Sandstrand etc.


Übrigens hab ich vom Wanderweg immer wieder eine Personen entlang der Küste schwimmen sehen. Ja schwimmend und mit einem kleinen "Beiboot" angeschnallt. Dieser Typ gesellte sich nun auch auf den Felsen zu uns. Entzückende Aussicht im doppelten Sinne ;)
der Schwimmer :)

Auf den Felsen hab ich dann auch eine kleine Unterhaltung mit einem Pärchen, dass regelmäßig Urlaub auf Sardinien macht, wie ich später erfuhr. Da mir der Weg zurück so unendlich lang erschien, fragte ich die beiden, ob ihr Rückweg u.a. an Santa Maria Navaresse vorbeiführe und sie mich vielleicht mitnehmen und in der Nähe absetzen könnten. Sie stimmten dem zu und als wir uns an ihrem Auto trafen, stellte ich fest, dass die beiden aus Dresden sind. Was für ein Zufall. Im Auto quatschten wir dann noch und sie erzählten mir, dass sie eigentlich auch diesen Wanderweg laufen wollte, aber den Zugang in Santa Maria nicht gefunden hätten. Da konnte ich ihnen natürlich weiterhelfen.
So kam ich dann noch rechtzeitig zurück in die Ortschaft um mich dort am Strand noch etwas auszuruhen, zu schnorcheln und auch nochmal Fotos vom Abendlicht zu machen. Ein wirklich nettes Örtchen ohne viel Trubel in der Nebensaison. Glücklich setzte ich meine Rückreise fort und konnte dann auch auf der Fahrt noch ein schönes Sonnenuntergangsfoto knipsen.


Wenn ich den Trip nochmal machen würde, würde ich vermutlich alles genauso machen nur mit mehr Wasser im Gepäck.


alle und mehr Fotos auch auf Flickr

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